Bei allen vier Formen von Diabetes macht sich ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel über kurz oder lang durch körperliche Symptome bemerkbar. Der Hauptunterschied im Hinblick auf die Symptome bei Diabetes Typ 1 und Typ 2 besteht darin, dass die Beschwerden bei Patienten mit Diabetes Typ 1 meist sehr plötzlich auftreten. Patienten mit Typ-2-Diabetes bemerken häufig über Monate oder Jahre nicht, dass sie an Diabetes erkrankt sind. Die körperlichen Veränderungen bei Diabetes Typ 2 erfolgen meist schleichend, sodass die Erkrankung in vielen Fällen nur zufällig entdeckt wird.
Die akuten Symptome bei Diabetes sind die unmittelbare Reaktion des Körpers auf einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Wenn die Insulinproduktion gestört oder das Insulin in seiner Wirkungsweise eingeschränkt ist, trifft der Organismus eigene Maßnahmen, um regulierend einzugreifen, was sich dann in Form akuter Symptome bemerkbar macht.
Bei einem gesunden Menschen sorgt das Insulin für die Energiegewinnung aus Glukose. Wird Nahrung aufgenommen, gelangen die Nährstoffmoleküle über den Magen in den Dünndarm, werden dort durch Enzyme aufgespalten und in den Blutkreislauf weitergegeben. Das Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sorgt dafür, dass jede Zelle im Körper die Glukose aufnehmen und somit zu Energie umwandeln kann. Bei Diabetespatienten verbleibt die Glukose im Blutkreislauf und führt in der Folge zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel.
Weil die Glukose nicht über den „normalen“ Weg zu Energie umgewandelt werden kann, findet der Körper einen anderen Weg, das Übermaß an Traubenzucker wieder auszuscheiden: den Urin. Dazu gelangen die Glukosemoleküle zunächst in die Niere, wo sie Wassermoleküle an sich binden (physikalischer Effekt, ähnlich wie bei Salz), und werden anschließend ausgeschieden.
Die hohe Konzentration an Glukose sorgt dafür, dass stetig Wasser aus den umliegenden Zellen in die Nieren und von dort in die Harnwege gelangt, was einen andauernden Harndrang für den Betroffenen mit sich bringt. Weil der Körper nun mehr Flüssigkeit verliert, entsteht wiederum ein starkes Durstgefühl. Je mehr Flüssigkeit über den Urin ausgeschieden wird, desto höher wird die Glukosekonzentration im Blut. Je mehr Flüssigkeit zugeführt werden muss, desto mehr Wassermoleküle können wiederum vom Zucker gebunden und ausgeschieden werden – ein Teufelskreis für die Betroffenen.
Glukose ist der Hauptenergielieferant für den menschlichen Organismus. Kann diese Energie nicht den Zellen zugeführt werden, wird sie „unverbraucht“ wieder ausgeschieden. Obwohl also eigentlich genügend Glukose im Blut wäre, kann der Körper sie nicht umwandeln, was bei den Betroffenen zu Symptomen wie Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Schwächegefühl führen kann.
Eine stark schuppende Haut, die mit Juckreiz einhergeht, ist eine mögliche Folge des häufigen Wasserlassens bei einem nicht-diagnostizierten Diabetes. Ist die Schutzbarriere der Haut gestört, können Bakterien und Viren ungehindert eindringen, was wiederum Infektionen und Entzündungen verursachen kann. Gleichzeitig ist die körpereigene Wundheilung geschwächt, weil die Haut weniger durchblutet wird. Bei Diabetes Typ 1 kann eine verzögerte Wundheilung auch auf das geschwächte Immunsystem zurückzuführen sein.
Bei Patienten mit Diabetes Typ 1 kann es zu einem ungewollten Gewichtsverlust kommen, weil sich der Organismus aus den Energiereserven der Muskeln und Fettzellen bedient. Beim Abbau von Fettzellen entsteht das Gas Azeton, was seinem Geruch nach an Nagellackentferner oder fauliges Obst erinnert. Bei Patienten mit Diabetes Typ 1 macht sich dieser Geruch entsprechend in der Atemluft bemerkbar.
Sabrina Mandel