Eine ausgewogene Ernährung ist für jeden Menschen sinnvoll – unabhängig davon, ob eine Diabeteserkrankung vorliegt oder nicht. Während sich bei einem gesunden Menschen der Blutzuckerspiegel von selbst über das Insulin aus der Bauchspeicheldrüse reguliert, ist diese natürliche Funktion bei Menschen mit Diabetes gestört. Für Diabetespatienten ist es deshalb wichtig, die Zusammenhänge zwischen der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel und ihren Blutzuckerwerten zu kennen und einschätzen zu lernen. Entsprechende Diabetesschulungen können dabei helfen und Tipps zur gesunden Ernährung vermitteln.
Die Ernährung und der Blutzucker hängen unmittelbar zusammen. Bei einem Großteil der Patienten mit Diabetes Typ 2 wurde die Diabeteserkrankung z. B. durch eine Ernährungsform aus zu viel zuckerhaltigen Lebensmitteln und Nahrungsmitteln mit einem hohen Gehalt gesättigter Fette begünstigt. Meist entwickelt sich ein Typ-2-Diabetes deshalb auch über mehrere Jahre: Die negative Konstellation aus zu viel energiereicher Nahrung in Verbindung mit zu wenig Bewegung verursacht dann eine Diabeteserkrankung.
Eine gesunde Ernährung bei Diabetes bedeutet nicht, sich ausschließlich von Salat und Gemüse zu ernähren und auf Zucker zukünftig vollständig zu verzichten. Viel mehr ist das Bewusstsein über seine bevorzugten Nahrungsmittel wichtig, um in Zukunft auch mit einem Diabetes gut leben zu können.
Grundsätzlich dürfen auch Menschen mit Diabetes alles essen und müssen keine spezielle Diät einhalten. Sie müssen allerdings lernen, dass Lebensmittel aus unterschiedlichen Zusammensetzungen und verschiedenen Energiedichten bestehen, die individuell den Blutzucker beeinflussen. So enthält ein Stück Schokolade beispielsweise einen hohen Anteil Einfachzucker, der den Blutzuckerspiegel rasant in die Höhe schnellen lässt.
Diese einfachen Verbindungen aus Kohlenhydraten stecken allerdings nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in Produkten mit Weißmehl, wie beispielsweise Toastbrot, oder auch in Fruchtsaft. Wie schnell die Glukose den Blutzuckerspiegel beeinflusst, besagt der sogenannte glykämische Index (GI). Jedes Nahrungsmittel hat einen solchen glykämischen Index, der die Wirkung der Kohlenhydrate auf den Blutzucker beschreibt. Entsprechende Tabellen werden häufig über den behandelnden Arzt oder bei Diabetesschulungen ausgegeben und stehen oftmals auch online zur Verfügung. Das Institut für Ernährungsinformation hat z. B. eine Übersicht zum glykämischen Index verschiedener Lebensmittel zusammengestellt.
Für Menschen mit Diabetes ist es wichtig, bei jeder Mahlzeit eine Auswahl an Nahrungsmitteln zu treffen, die den Blutzuckerspiegel kontant in einem individuell vom Arzt festgelegten Rahmen halten. Die Leitlinie „Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus“ empfiehlt entsprechend eine Nahrungsmittelzusammensetzung aus 45 bis 60 Prozent Kohlenhydraten, bis zu 35 Prozent Fetten und bis zu 20 Prozent Proteinen.
Wichtig bei dieser Empfehlung ist die Wahl der Nahrungsmittel, die diese Bestandteile enthalten. Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten werden langsamer verstoffwechselt und geben entsprechend langfristiger Energie ab als einfache Kohlenhydrate aus z. B. Nudeln und Reis. Komplexe Kohlenhydrate halten deshalb den Blutzuckerspiegel über längere Zeit in der Waage.
Auch bei Fetten gibt es erhebliche Unterschiede. Gesättigte Fettsäuren, die vorzugsweise in industriell hergestellten Produkten wie Chips, Pizza und Pommes vorkommen, haben keinen Mehrwert für den Organismus und nebenbei eine hohe Energiedichte, die den Blutzucker schnell ansteigen lässt. Ungesättigte Fettsäuren aus Fisch, guten Pflanzen- und Saatölen sowie Nüssen haben einen positiven Effekt auf die Zellen und wirken sich mitunter sogar positiv auf den Abbau körperschädigender Substanzen aus.
Grundsätzlich bedeutet eine gesunde Ernährung stets, bei der Wahl seiner Lebensmittel täglich zu variieren und maßvoll zu essen. Kleine Sünden sind erlaubt, solange ein Ausgleich geschaffen wird. Kennt ein Diabetiker die Prozesse des Blutzuckerstoffwechsels und entwickelt ein gewisses Grundwissen über die Zusammensetzung und Energiedichte von Lebensmitteln, ist das Leben mit Diabetes uneingeschränkt zu genießen. Natürlich gehört zu einer gesunden Lebensführung auch, ein gewisses Maß an Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Sabrina Mandel